Ein trockener, „kratziger“ Hals ist oft das erste Anzeichen einer Erkältung. Wenn sich zu diesem Symptom noch ein Niesen gesellt, kann man mit großer Sicherheit eine Erkältung prophezeien [1]. In einer Studie an Rekruten klagten mehr als 70 Prozent derer, die nachweislich mit einem Rhinovirus infiziert waren, über Halsschmerzen als erstes Symptom [2]. Auf die leichten Halsschmerzen zu Beginn der Erkältung folgen einige Tage später oft stärkere Schmerzen, die in der Regel eine sekundäre bakterielle Infektion des Rachens anzeigen [3].
Die frühen Halsschmerzen können durch eine virale Infektion des hinteren Teils der Nase, des Nasopharynx, hervorgerufen sein. Dort geht die Nase in den Rachen (Pharynx) über. Untersuchungen über die Ausbreitung der Rhinovirus-infektion haben gezeigt, daß das Virus selbst dann zuerst den Nasopharynx infiziert, wenn Tröpfchen infizierter Flüssigkeit direkt in die Nase oder ins Auge gegeben werden [4]. Rhinoviren sind die wichtigsten Erreger der Erkältung, und obwohl sie die oberen Atemwege infizieren, sind sie mit den Enteroviren verwandt. Sie stammen offensichtlich von Viren ab, die irgendwann einmal primär den Magen-Darm-Trakt infizierten. Zunächst infizieren sie den Rachen und besiedeln diese Region. Die später auftretenden nasalen Symptome können Folge einer sekundären Virusinfektion der Nasenschleimhaut sein.
Der hintere Teil des Nasopharynx entwickelt sich im Embryo aus dem Pharynx. Die Schleimhaut ähnelt der des Oropharynx, daher bietet dieses Epithel den idealen Angriffspunkt für ein Enterovirus. das früher möglicherweise vor allem den Verdauungstrakt befallen hat. Die Schäden an der Schleimhaut infolge der Virusinfektion führen zur Produktion von Entzündungsmediatoren wie Bradykinin, die an den sensorischen Nervenenden Schmerzempfindung und Reizung hervorrufen. Der hintere Nasopharynx wird vom Zungenschlundnerv (N. glos-sopharyngeus, IX. Hirnnerv) innerviert, der auch den Rachen versorgt. Eine Reizung der sensorischen Nerven wird daher nicht als Nasen-, sondern als Rachenreiz interpretiert.
Es konnte gezeigt werden, daß bei einer Infektion mit Rhinoviren im Nasensekret Bradykinin entsteht. Man vermutet, daß es für die meisten Erkältungssymptome verantwortlich ist [5]. Eine Provokation der Nase mit Bradykinin ruft Symptome der Rhinitis und Halsschmerzen hervor [6]: Der Halsschmerz begann fünf bis zehn Minuten nach der intranasalen Applikation von Bradykinin und hielt vier Stunden lang an. Dieses Ergebnis zeigt, daß Bradykinin durch die mukoziliäre Clearance in Richtung Nasopharynx transportiert wurde, wo es dann die sensorischen Nerven stimulierte. Der intranasalen Applikation von Bradykinin folgt unmittelbar eine Reizempfindung in der Nase, der Beginn der Reizung im Rachen ist um einige Minuten verzögert [7]. Der Halsschmerz kann daher auf im Schleim enthaltenes Bradykinin zurückgeführt werden, das von der Nase in den Rachen transportiert wird [7].
So spielen bei der Entstehung des Halsschmerzes mindestens drei Mechanismen zusammen: die virale Infektion von Nasopharynx und Rachen, der Transport von Bradykinin von der infizierten Nase in Richtung Nasopharynx, und eine bakterielle Infektion von Nasopharynx und Rachen. Das Lymphgewebe von Zungen- und Rachenmandeln schwillt im Fall einer Infektion an, was ebenfalls Halsschmerz hervorrufen kann, besonders bei Kindern: Hier reagiert das Lymphgewebe empfindlicher auf Infektionen.
Halsschmerzen sind bei Infektionen der oberen Atemwege ein verbreitetes Symptom. Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten als Pastillen, Halssprays, Gurgellösungen und systemische Analgetika, die die Symptome lindern sollen. Es gibt jedoch wie bei anderen Schmerzsymptomen keine Methode, die Intensität des Schmerzes zu bestimmen, und so können nur subjektive Bewertungen dazu dienen, die Wirksamkeit eines Medikaments gegen den Halsschmerz zu bestimmen.
Zur Bewertung der Intensität des Halsschmerzes und ihrer Änderung wurden verschiedene subjektive Skalen entwickelt [8, 9]. Diese haben gezeigt, daß die Intensität des Halsschmerzes mit dem Grad der Verstopfung der Nase zusammenhängt [8]. Bei stark verstopfter Nase atmet der Patient durch den Mund, dies trocknet den Rachen aus und reizt ihn, was zum Ausbrechen der Halsschmerzen führt.
Fieber und Kopfschmerzen sind typische Symptome bakterieller Infektionen und von Grippe. Sie treten zwar auch bei banalen Erkältungskrankheiten auf, Inzidenz und Intensität sind jedoch nicht so hoch wie bei bakteriellen Infektionen oder Grippe.
Leichtes Fieber und Frösteln tritt bei etwa 20 Prozent der Rhinovirusinfektionen bei Erwachsenen auf, bei Kindern bei bis zu 60 Prozent [1, 2]. Das Fieber entsteht, indem das infektiöse Agens die Freisetzung endogener Pyrogene aus Leukozyten stimuliert [10].
Bei bakteriellen Infektionen wirken bakterielle Endotoxine (Lipopolysacchari-de aus der Zellwand des Bakteriums) als exogene Pyrogene und stimulieren die Freisetzung endogener Pyrogene aus Leukozyten. Zu letzteren gehören Inter-leukin 1, der Tumornekrosefaktor (TNF) und Interleukin 6. Die endogenen Pyrogene zirkulieren vom Ort der Infektion ins Gehirn, wo sie auf eine bestimmte Gruppe von Blutgefäßen, das Organum vasculosum wirken und die Bildung von Prostaglandin E2 anregen. Das Prostaglandin wiederum beeinflußt das Temperatursteuerungszentrum des Hypothalamus und führt zum Fieber. Bei der Infektion mit einer Erkältungskrankheit ist noch unklar, wie das Virus die Leukozyten zur Ausschüttung von endogenen Pyrogenen anregt. Entzündungsmediatoren wie Bradykinin könnten der Auslöser für die Pyrogenfreiset-zung sein, da Bradykinin als wichtiger Mediator von Erkältungssymptomen bekannt ist und auch Leukozyten beeinflußt.
Intensität und Inzidenz von Fieber schwanken deutlich mit dem infektiösen Agens. Die relativ geringe Häufigkeit von Fieber bei Rhinoviren kann nicht auf andere Erkältungserreger wie Adenoviren oder das RSV übertragen werden.
Kopfschmerz tritt bei Erkältungskrankheiten häufig auf, seine Inzidenz bei Rhinovirusinfektionen wird mit 20 bis 60 Prozent angegeben [1, 2]. Die niedrigere Inzidenz wurde bei künstlich induzierten Rhinovirusinfektionen gefunden. Diese verlaufen oft deutlich milder als die natürliche Infektion. Anders als Fieber sind Kopfschmerzen bei Kindern wenig verbreitet (in weniger als zehn Prozent der Infektionen).
Kopfschmerzen haben verschiedene Ursachen, bei einer Erkältung kommen vor allem drei wichtige Varianten in Frage: Vaskulärer, psychogener oder nasal bedingter Kopfschmerz [11].
Vaskuläre Kopfschmerzen treten oft zusammen mit Fieber auf. Die Erhöhung der Körpertemperatur erweitert die Blutgefäße im und um das Gehirn wie die Zerebralarterien, dies führt zu pulsierenden Schmerzen. Die Schmerzempfindung wird über die Äste des Nervus trigeminus (V. Hirnnerv) übertragen.
Am verbreitetsten ist der „psychogene“ oder Spannungskopfschmerz, mehr als 80 Prozent der Patienten mit Kopfschmerzen in der Praxis des Allgemeinmediziners klagen über diesen Typ. Psychogene Kopfschmerzen sind die Folge von Streß, Depression, Angst und Ermüdung. Diese Zustände können auch durch eine Erkältung ausgelöst werden, wenn sich ein Patient in seinen normalen Aktivitäten eingeschränkt oder in seiner Lebensqualität beeinträchtigt sieht.
Patienten mit psychogenem Kopfschmerz beschreiben diesen oft als stetigen, beengenden Schmerz, wie ein enges Stirnband. Der Schmerz wird unterschiedlich lokalisiert; an der Stirn, an den Schläfen oder am Hinterkopf. Emotionale Faktoren sind äußerst wichtig: Besonders Konfliktsituationen können zu solchen Kopfschmerzen führen, wenn der Patient das Gefühl hat, durch den Schnupfen in seinen normalen Aktivitäten behindert zu sein. Der Schmerz wird vor allem hervorgerufen durch Muskelspasmen, die den Blutfluß durch den Muskel behindern und so zur Ansammlung von Stoffwechselprodukten führen. Die Metaboliten, beispielsweise Milchsäure, stimulieren die sensorischen Nerven im Muskel und führen so zu einem stetigen Schmerz.
Verstopfung der Nasenmuscheln und ein Verschluß der Nasennebenhöhlen können bei einer Erkältung ebenfalls zu Kopfschmerzen führen. Heftige frontale Kopfschmerzen gehen auf eine Entzündung der Stirnhöhle zurück. Dieser frontale Kopfschmerz kann bis hinter die Augen ausstrahlen, er wird durch eine Ansammlung von Exsudat in der Stirnhöhle hervorgerufen. Die Verstopfung der Nase und die Entzündung läßt die Schleimhaut um die Ausgänge der Stirnhöhle anschwellen, dadurch wird der Abfluß aus der Stirnhöhle behindert. Kiefer-, Siebbein- und Keilbeinhöhle können ähnlich verstopft sein. Je nach betroffener Region kann der Schmerz über der Wange, dem Oberkiefer, der Stirn, zwischen den Augen oder am Hinterkopf lokalisiert sein [12].
Kontakt der Nasenmuscheln (Ossa turbinales) miteinander und mit der Nasenscheidewand kann eine weitere Ursache für Kopfschmerzen sein. Wenn die Nasenmuscheln verstopfen, kann der Kontakt der Schleimhäute auf ihrer Oberfläche pulsierende Schmerzen hervorrufen. Diese Art Schmerz hängt oft auch mit einer Deformation der Nasenscheidewand zusammen. Auch wenn topische Dekongestiva bei diesem Kopfschmerz Erleichterung verschaffen, ist die einzige langfristig wirksame Behandlung eine operative Korrektur der Nasenscheidewand [12].
Fieber kann ohne weiteres durch Messung der Körpertemperatur erfaßt werden. Umso erstaunlicher ist es, daß von dieser Bestimmung bei klinischen Prüfungen in Zusammenhang mit Schnupfen nur selten Gebrauch gemacht wird. Möglicherweise liegt dies daran, daß normalerweise nur geringe Veränderungen der Körpertemperatur beobachtet werden und das Symptom - zumindest bei Erwachsenen - für weniger wichtig erachtet wird. Erhöhte Körpertemperatur kann auch subjektiv bestimmt werden, durch subjektive Bewertung des Frösteins [1]. Kopfschmerz ist ein völlig subjektiver Parameter, der nur mittels einer subjektiven Schmerzskala bewertet werden kann. Wie schon erwähnt kann die Intensität der Schmerzempfindung von psychologischen und persönlichen Einflüssen abhängen, oft besteht kein Zusammenhang mit irgendeiner objektiv meßbaren Schwere der Symptome.